Erfahrungsberichte  
     
Erlebnisberichte / Feedback
Schon lange hatte ich mich beinahe damit abgefunden, dass meine Hörschädigung immer stärker wurde und ich Gesprächen so gut wie nicht mehr folgen konnte. Mühsam versuchte ich, mit dem Ablesen von den Lippen und der Kombination von gehörten Wort- oder Satzfetzen das gesprochene Wort noch ein wenig mitzubekommen. Dies entwickelte sich vor allem im Arbeitsleben zu einer immer größeren Belastung, da die mündliche Kommunikation mit Kollegen kaum noch möglich war. So sah ich meine berufliche Existenz allein durch meine Schwerhörigkeit extrem bedroht. Bei einer Beratungsstelle für Schwerhörige erfuhr ich, dass es ein noch relativ junges Berufsbild gibt, das des Schriftdolmetschers. Schriftdolmetscher begleiten mich seitdem zu Teamsitzungen in meiner Firma, zu Arztterminen, Behörden, sogar an Tagungen kann ich wieder teilnehmen. Denn neben mir sitzt jetzt immer ein Schriftdolmetscher mit Laptop, der das gesprochene Wort zeitgleich, also simultan, mitschreibt und ich den Text vom Bildschirm ablesen kann. Und das Allerbeste ist: Ich muss die Finanzierung des Schriftdolmetschens nicht einmal selber zahlen, da das Integrationsamt z.B. im Rahmen von Arbeitsassistenz diese Dienstleistung übernimmt. Bei Arztbesuchen wird die Assistenz direkt von meiner Krankenkasse gezahlt. Meinen bewährten Schriftdolmetscherinnen, die eine tolle Arbeit für mich leisten, bin ich außerordentlich dankbar.
   
W. F., kaufmännischer Angestellter, 52 Jahre
   
Während meiner Reha in der Spezialklinik am Bosenberg erhielt ich Informationen über den Einsatz von Schriftdolmetschern von den dortigen Therapeutinnen. Da mein Ertaubungs-prozess im Jahr 2007 nicht mehr rückgängig zu machen war, wurde mir durch dieses Dienstleistungsangebot eine gewaltige Last genommen. Ich nutzte die Dienstleistung der Schriftdolmetscherinnen in der Zeit Juli 2009 bis März 2010 im Rahmen meines Studiums als Studienassistenz und auch während der Verteidigung meiner Diplomarbeit wurde ich von einer Schriftdolmetscherin begleitet. Die Finanzierung der Schriftdolmetscherinnen auch sogenannte Schriftmittlerinnen ist über das Studentenwerk geregelt.

Die Arbeit der Schriftdolmetscherin war für mich in dieser Zeit ein ganz besonderes Erlebnis. Ihr Einsatz für mich hat sich sehr gelohnt. Ich konnte mich in Ruhe auf die schriftlichen Informationen der Dozenten mittels Laptop konzentrieren, ohne daran zu denken, ob ich alles akustisch verstanden habe. Die schriftlichen Übersetzungen von meiner Schriftdolmetscherin haben mir auch bei den verstreuten Wortmeldungen im Hörsaal und den teilweise heftigen Diskussionsbeiträgen sehr geholfen. Ich konnte dem Ganzen per Laptop folgen, das hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Die moderne Technik und die Kunst der Schriftdolmetscherin haben mich ein Stück Lebensqualität zurück gewinnen lassen. Ich habe ihre ausdauernde Konzentrationsfähigkeit sehr bewundert.

Die mitgeschriebenen Reden der Dozenten und auch die Ruhe der Schriftdolmetscherin ließen auch mich innerlich zur Ruhe kommen. Ich selbst bin ein eher unruhiger Mensch und werde schnell ungeduldig, wenn etwas nicht gleich klappt. In der Zusammenarbeit mit der Schriftmittlerin hat aber wirklich von Anfang an alles gestimmt. Ich würde die Dame sofort wieder buchen. Der Arbeit der Schriftdolmetscherin begegne ich mit großem Respekt, da sie auch noch sehr kundenorientiert arbeitet. Ich wünsche mir, dass noch mehr hörgeschädigte und ertaubte Menschen Schriftdolmetscher nutzen, um ohne Probleme sich voll auf die Sachverhalte, sei es in der Bildung oder bei Ämtern konzentrieren zu können.
   
  I. Sch., Sozialarbeiterin, 30 Jahre
   
Meinem Bedürfnis entsprechend möchte ich Ihnen von meiner gestrigen Erfahrung berichten. Es war das erste Mal, dass ich an einer der jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen im Frauenbundhaus wirklich teilnehmen konnte. In simultaner Virtuosität hat mir die freundliche Schriftdolmetscherin die Vorträge zu den einzelnen Tagespunkten übersetzt. Solchen Wortmeldungen konnte ich aufgrund meiner krankheitsbedingt fortschreitenden Schwerhörigkeit trotz meines Cochlear Implantates in den letzten Jahren kaum mehr folgen. Finanziert wurde mir diese Dienstleistung im Rahmen meines glücklicherweise mittlerweile bewilligten Persönlichen Bugjets. Meinem von Geburt an ertaubten Neffen habe ich sofort die Kontaktdaten für die Schriftdolmetschung weiter gegeben. Denn um beruflich voranzukommen reicht seine Gebärdensprachkompetenz nicht mehr aus, Schriftsprache ist für seine Weiterbildungen ebenfalls unersetzlich.
   
  E. M., Rentnerin, 68 Jahre